Die Idee des Waldgartens  stammt aus der Lehre der Permakultur, ein Konzept welches in den 1970ern von Bill Mollison und David Holmgren entworfen, und seitdem in eine eigenständige Philsophie weiterentwickelt wurde. Die Permakultur strebt eine eine dauerhafte und nachhaltige Landwirtschaft an, in der Funktionsweisen aus der Natur übernommen und nutzbar gemacht werden.

Waldgärten sind heute ein wichtiger Bestandteil der Permakultur, jedoch gibt es keine einheitliche und Definition des Begriffs. In unterschiedlichen Klimazonen kann ein Waldgarten auch sehr unterschiedlich aussehen. Gemeinsam ist allen Waldgärten, dass der natürliche Wald und seine  vertikalen Schichten als Vorbild dient: Die Baumschicht, die Strauchschicht und die Krautschicht. In der Permakultur spricht man von bis zu sieben Schichten, die nahtlos ineinader übergehen. Viele Gärten enthalten ähnliche Pflanzen wie ein Waldgarten, doch in konventionellen Gärten und im kommerziellen Anbau werden die einzelnen Pflanzen meistens streng nach Sorte und Art getrennt. In einem Waldgarten soll alles auf dem gleichen Stück Land wachsen, und die einzelnen Teile sollen möglichst voneinander profitieren. Wenig Pflege für viel Ertrag ist hier die Idee.

Jonas Runte / Waldgarten

Wenn man im Frühling ein einem heimischen Laubwald unterwegs ist, kann man die Krautschicht besonders gut erkennen. Pflanzen wie der Bärlauch profitieren davon, dass die großen Bäume relativ spät austreiben und genug Licht auf den Waldboden trifft. Ist die Blätterdecke im Sommer geschlossen, übernehmen Pflanzen mit weniger Bedüfniss nach Licht diese Nische. In einem Waldgarten sollte man versuchen die verschiedenen Etagen möglichst über die ganze Saison zu nutzen, und Pflanzen zu wählen, die von den vorherrschenden Bedingungen ihres Standortes profitieren. Trotz der Ähnlichkeit zur „wilden“ Natur bedarf das Anlegen eines Waldgartens einiges an Planung, dabei kann aber auch viel ausprobiert und weiter angepasst werden.

Der natürliche Waldboden zeichnet sich durch seine reichhaltige Humusschicht aus. In einem Waldgarten wird die Entstehung des Humus durch eine Schicht aus Mulch beförder und der Boden ansonsten wenig bis gar nicht bearbeitet. Der Mulch bedeckt den gesamten Boden und wird langsam zu Humus kompostiert, ab und an muss er deswegen neu aufgetragen werden. Auch speichert der Mulch Feuchtigkeit, erschwert den Schneckenbefall und speichert CO2. Da der Prozess der Kompostierung Stickstoff verbraucht muss einem Sticktoffmangel vorgesorgt werden, indem man entweder Kompost (Alternative: biologischer Dünger) unter der Mulchschicht verteilt oder anstatt Rindenmulch Mulch aus ganzen Gehölzen samt Blätter benutzt. Die Blätter enthalten wesentlich mehr Stickstoff als Holz oder Rinde, welche im wesentlichen aus Kohlenstoff bestehen.

In einem Waldgarten sollen auch Lebensräume für Nützlinge entstehen, darum ist es sinnvoll etwa Vogelhäuser oder Nisthilfen für Wildbienen anzulegen. Auch sollte die Vielfalt der Tierwelt durch Rückzugsmöglichkeiten im Garten begünstigt werden, z.B. Totholzhaufen. Die Zahl der Schädlinge soll neben der natürlichen Eindämmung durch Nützlinge auch durch die Sortenvielfalt der Pflanzen niedrig gehalten werden. Verschiedene Sorten haben unterschiedliche Kombinationen aus Resistenzen. Außerdem sind die Schädlinge meist auf einzelne Arten spezialisiert – ein gutes Argument gegen große Monokulturen, die nur mit dem großflächigen Einsatz von Pestiziden bewirtschaftet werden können.

Waldgärten sind in der Lage auch auf kleinen Flächen gute Erträge zu bringen. Gerade in der Stadt bieten sie noch einige andere Vorteile: Die Verwandlung von versiegelten Flächen in Waldgärten kann das Mikroklima positiv beeinflussen und so die Entstehung von Hitzeinseln verhindern. Waldgärten dienen auch als Feuchtigkeitsspeicher und können die Artenvielfalt in der Stadt erhöhen. Viele Gründe also um loszulegen!

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Zeichnung: Mandy Schreiber